Landwirtschaft, Handel und Handwerk

Landwirtschaft

Haupterwerb im Dorf war die Landwirtschaft mit Viehzucht und Milchwirtschaft sowie dem Anbau von Getreide, Kartoffeln und Zuckerrüben. Der größte Bauernhof war im Besitz der Familie Kieseler. Sie bewirtschaftete ca. 500 Morgen. Alle anderen Bauernhöfe lagen in der Größenordnung von 50 bis zu 200 Morgen. Einige Höfe wurden im Nebenerwerb betrieben. Zu den Gütern und einigen Höfen gehörte auch Waldbesitz. Die Jagd wurde von den Gutsbesitzern Böning und Modrow sowie dem Bauern Kieseler betrieben.

Handwerksbetriebe

An Handwerksbetrieben gab es die Stellmacher Lehmann und Höft, die Schmieden Klingbeil sen. und Klingbeil jun., die Schneider Schmidt und Brunk, den Schuhmacher Binder und den Tischler Marx. Die Handwerksbetriebe waren fast ausnahmslos Nebenerwerbsbetriebe. Eine eigene Landwirtschaft mit eigenem Haus, Hof und Viehhaltung bedeutete eine wirtschaftliche Absicherung der Familie. Das Handwerk wurde je nach Auftragslage ausgeübt. Die Landwirtschaft wurde mit Hilfe der gesamten Familie nebenher betrieben. Die Arbeitsbelastung war bei den einzelnen Handwerksfamilien unterschiedlich, was auf die unterschiedliche Auftragslage zurückzuführen war. Kamen Aufträge herein, so musste diesen Vorrang vor der Landwirtschaft eingeräumt werden. Folge dieser doppelten Arbeit, war ein langer Arbeitstag.

Viele Aufträge mussten umgehend erledigt werden. Gab es in der Schneiderei viel zu tun, half meine Mutter mit aus. Sie umnähte dann z.B. Kopflöcher, nähte Knöpfe an und trennte auch Anzüge zum Wenden auf. Morgens vor Beginn des Arbeitstages in der Schneiderei versorgten die Eltern, gleich den anderen Bauern das Vieh in den Ställen. Im Durchschnitt waren eine Kuh, 4 bis 6 Schweine, 4 bis 5 Schafe und eine Anzahl Enten und Hühner zu betreuen. Mittags und abends wiederholten sich die Tätigkeiten, nun aber unter Mithilfe von uns Kindern. Wir hatten dabei bestimmte Tätigkeiten. wie Kartoffeln fürs Vieh abkeimen, Rüben hacken, Mist ausbringen, das Federvieh füttern und Wasser von der Dorfpumpe holen, auszuführen, was nicht immer gern erledigte Aufgaben waren. Selbstverständlich hatten wir dabei unsere Hausaufgaben nicht zu vergessen. Erstaunlicherweise fanden wir dennoch Zeit auch zum spielen. Nach Erledigung der morgendlichen Versorgung der Tiere. begann für die Mutter die Hausarbeit. Der Vater nahm nun sein Schneiderhandwerk auf und setzte sich an die Nähmaschine. Das Mittagessen wurde von unserer Familie gemeinsam eingenommen. Nach dem Abendessen wurde noch weiter gearbeitet. Der Arbeitstag der Eltern begann bei Sonnenaufgang und ging bis Sonnenuntergang, und dies die ganze Woche durch, einschließlich des Sonnabends. Urlaub kannten meine Eltern nicht, ein acht oder zehn Stundentag war ihnen unbekannt. (Friedrich Schmidt jun. 1922 – 2010)

Der Gasthof von Otto Quade
Der Gasthof von Otto Quade

Handel und Dienstleistung

An Versorgungsbetrieben gab es den Gasthof Quade, der einen großen Tanzsaal für Veranstaltungen besaß, mit angeschlossener Kolonialwarenhandlung und die etwas kleinere Kolonialwarenhandlung Fröhlich, dessen Besitzer in den letzten Jahren gleichzeitig Bürgermeister war. Die Post lag in der Zuständigkeit der Familie Bartz.