Das Gut Pammin

Das größte Gut in Pammin umfasste, laut Handbuch der Königlichen Behörden von 1911, 2000 Morgen Ackerland inklusive der Abbauten und war im Besitz von Artur Böning. Der Hektarsatz betrug 600 RM. Neben der Landwirtschaft gab es eine Stärkefabrik, in der Kartoffeln zu Stärke verarbeitet wurden. Als Abbauten gehörten Pammin B, genannt "Penzerkaten", das Forsthaus mit umliegendem Forst (ca.520 Morgen) am Pechfließ und das Fischerhaus Spiegelbrück dazu. Der Viehbestand wird mit 34 Pferden, 110 Rindern, 150 Schweinen und 1000 Schafen angegeben.

Das Schloßgut
Das Schloßgut

Das Gut Julienhof

Das Gut Julienhof umfasste, laut dem erwähnten Handbuch, 1652 Morgen Ackerland und Wiesen. sowie ein Waldgebiet von 352 Morgen, welches zum Teil hinter dem Pechfließ lag. Besitzer des Gutes war Ernst Modrow. An Viehbestand werden 24 Pferde, 100 Rinder, 250 Schweine und 800 Schafe angegeben. Neben der Landwirtschaft wurde eine Spiritusbrennerei betrieben.

Julienhof
Julienhof

Die Güter und ihre Herren

Die Besitzer Böning und Modrow besaßen schloßähnliche Häuser inmitten eines größeren Parks. Gesellschaftliche Kontakte zu den Bauern und den anderen Dorfbewohnern gab es nicht. Sie beschränkten sich auf Kontakte mit den Gutsbesitzern der umliegenden Dörfer. Gnädiger Herr und gnädige Frau waren die gebräuchlichen Anreden für die Gutsbesitzer. Die Gutshäuser verfügten über eine Anzahl von Personal. Der Verwalter stand dem landwirtschaftlichen Betrieb vor. Daneben gab es den Inspektor. Dieser beaufsichtigte die Arbeiter und teilte die Arbeit ein. Der Kutscher fuhr zu unserer Zeit auch das Auto des Gutsbesitzers. Die Mamsell hatte die Aufsicht über das Hauspersonal. Zum Hauspersonal gehörten die Stubenmädchen, die Köchin und die Küchenmädchen. Sie alle wohnten im Schloß bei freier Kost und erhielten ein geringes Entgelt.

Auf den beiden Gütern lebten und arbeiteten zwischen 6 und 10 Landarbeiter-Familien. Für sie gab es auf den Gütern Landarbeiterreihenhäuser. Sie arbeiteten im Deputat mit geringem Entgelt. Jede Familie hatte ein gutseigenes Stück Gartenland, das sie bewirtschaften konnte. Zudem hatten sie meist einen kleinen Stall für 1 bis 2 Schweine und eine Anzahl Federvieh. Einige besaßen auch eine Kuh, die im Gutsstall mit einstand. Die Wohnungen der Landarbeiter waren meist sehr einfach gehalten. Sie hatten zwei Zimmer, manchmal zusätzlich noch eine kleine Kammer. Der Herd stand mit in dem einen Zimmer. Eine Miete wurde allerdings nicht berechnet. Soziale Sicherheit, einen Kündigungsschutz gar, kannten diese Menschen nicht. Obwohl sie oftmals lange Jahre auf den Gütern gearbeitet hatten, wurden sie bei Differenzen mit dem Inspektor oder dem Gutsbesitzer selbst, einfach entlassen. Dies bedeutete nicht nur den Verlust der Arbeit, sondern auch der Wohnung. Sie mussten sich dann um Arbeit und Wohnung auf anderen Gütern bemühen. Mit hochbeladenen Leiterwagen, den der Gutsbesitzer noch stellte, zogen sie dann meist auf Güter der umliegenden Dörfer. Die Arbeitsbedingungen waren auf den Gütern fast überall gleich. Erst nach 1933 verbesserten sich die Arbeitsbedingungen und die sozialen Verhältnisse für die Familien.

Die Bodenbewirtschaftung wurde überwiegend noch mit Pferden, in Dreiergespannen vollzogen. Die Güter hatten zwischen 6 und 8 Gespanne, dazu ein Kutschengespann und ein bis zwei Reitpferde. In den letzten Jahren wurden dann einige Gespanne durch Trecker ersetzt. Auch der Maschinenpark war umfangreicher als bei den Bauern. Selbstbindermähmaschinen, große Dreschmaschinen und Drillmaschinen gehörten dazu. Die Kartoffeln wurden jedoch auch auf den Gütern in den ersten Jahren noch mit Hand gerodet. In Kallies wurden zum Herbst Frauen und Männer angeworben, die, zusammen mi t den Landarbeitern des Gutes, die Kartoffeln im Akkord rodeten. Zehn bis zwanzig Frauen rodeten mit dem Handkratzer mit kurzem Stiel die Kartoffeln aus der Erde und sammelten sie in Kiepen ein. Für mehrere Frauen stand ein Mann bereit, der die gefüllten Kiepen zum Wagen schleppte und sie dort ausleerte. Durch Ausgabe einer Marke wurde jede Kiepe bewertet. Durch den verhältnismäßig guten Verdienst standen immer reichliche Arbeitskräfte zur Verfügung. Durch die Akkordarbeit wurden die Kartoffeln aber nicht sehr gründlich gerodet. So ergab sich für die Kinder des Dorfes die Möglichkeit, durch Nachstoppeln, das heißt durch Nachgraben, oft 4 bis 5 Zentner zusammenbringen und sich damit ein zusätzliches Taschengeld zu verdienen. Erst in den letzten Jahren kamen auch bei der Kartoffelernte Maschinen zum Einsatz. Die Getreideernte, es wurden Weizen, Roggen, Gerste und Hafer angebaut, wurde schon frühzeitig mit Maschinen bewältigt. Anfang der 30er Jahre wurde noch mit der Bügelsense und der einfachen Mähmaschine gemäht. Die Garben wurden von Hand gebunden und in Hocken aufgestellt. In dieser Zeit kamen aus Polen noch regelmäßig Schnitter zur Ernte. Sie wurden in einem langgestreckten Haus, das als Schnitterkaserne bezeichnet wurde, untergebracht. Sie wurden ähnlich den Kallieser Kartoffelrodern zu den Ernteschwerpunkten gerufen, um die Landarbeiter der Güter zu unterstützen.

Die Arbeitsteilung auf den Gütern war generell geordnet. Da gab es den Schweitzer mit Familie, der den Kuhstall beaufsichtigte und die Kühe zu betreuen hatte. Eine andere Familie war für die Schweinezucht und Mast zuständig. Jedem Gespann war ein Mann zugeordnet, der auch für die Pflege der drei Pferde verantwortlich war. Der Schmied, der auch als Treckerfahrer eingesetzt wurde, war auch für die Maschinen zuständig. Alle anderen Männer und Frauen wurden täglich vom Inspektor zur Landarbeit eingeteilt. Es gab für sie festgesetzte Arbeitszeiten. mit wetterbedingten Ausnahmen.

Die Stärkefabrik und die Spiritusbrennerei wurden als selbstständige Betriebe auf den beiden Gütern geführt. Die Brennerei lief unter staatlicher Kontrolle. Die Abfuhr der verplombten Spiritusfässer von Julienhof nach Kallies war immer ein besonderes Tagesereignis für die Dorfkinder.